Innovationskultur entfachen – vom Kulturmuster zur eigenen Spielphilosophie
(und was dies mit Spiral Dynamics zu tun hat)
...xt
Spiral Dynamics - worum es geht im Überblick
Spiral Dynamics lässt sich leicht missverstehen. Deshalb übersetze ich das Modell in 7 Spielsysteme – von Tradition über Kampfgeist, Regelwerk, Wettbewerb und Zusammenhalt bis zu Spielkunst und Weitblick. Damit wird Kultur für alle greifbar, ganz ohne Jargon. Es gibt keine guten oder schlechten Kulturen, sondern Spielstile, die passend oder unpassend zum Umfeld und zur Herausforderung sind - ich nenne sie Kulturmuster.
Wir nutzen die 4 T’s als Handlungsfelder – Tugenden (Werte), Teamgeist (Zusammenarbeit), Taktik (Prozesse & Ziele) und Talente (Fähigkeiten & Verhalten).
Das Ergebnis: Eine eigene Spielphilosophie, die wirkt – ohne Buzzwords, mit klaren Spielzügen.
Der methodische Dreischritt - der Weg dorthin ist immer gleich:
Kultur sichtbar machen → Spielphilosophie entwickeln → Transformation begleiten.
1) Kultur sichtbar machen
7-Spielsysteme-Schnellcheck, Selbst-/Fremdbild, Hypothesen zum Kulturmuster.
2) Spielphilosophie entwickeln
Zielbild, 4-T-Matchplan (Werte, Rituale, Spielzüge, Skills), gezielte Nutzung der Spielsysteme.
3) Transformation begleiten
Transparenz über Ziele & Lernen, kleine Experimente, Rollen stärken, regelmäßige Nachsteuerung.
Die Idee folgt der Werte-Entwicklungslogik nach Clare W. Graves, popularisiert als Spiral Dynamics durch Don Beck & Chris Cowan. Meine 7 Spielsysteme sind eine bewusste Übersetzung in Sportsprache – für Führung, Teams und Innovation.
Spiral Dynamics – praktisch übersetzt
Spiral Dynamics beschreibt, wie sich Werte und Denkmuster entwickeln, wenn sich Lebens- und Arbeitsbedingungen verändern. In der wissenschaftlichen Ursprungssprache klingt das so:
„Das emergente, zyklische Doppel-Helix-Modell der Entwicklung bio-psycho-sozialer Verhaltenssysteme bei Erwachsenen“ (C. W. Graves).
Präzise – und sehr akademisch. Für die Praxis übersetze ich diese Entwicklungslogik in 7 Spielsysteme mit Sportsprache: Aus Purpur wird Tradition, aus Rot Kampfgeist, aus Blau Regelwerk, aus Orange Wettbewerb, aus Grün Zusammenhalt, aus Gelb Spielkunst und aus Türkis Weitblick. Die 7 Spielsysteme sind Kontextbrillen: Sie beschreiben Verhaltens- und Entscheidungslogiken in Situationen – nicht die Identität von Menschen. In der Praxis koexistieren mehrere Spielsysteme; je nach Bereich und Druck dominiert aber ein Kulturmuster.
Die Entwicklungslogik geht auf den Psychologen Clare W. Graves zurück („emergent cyclical theory“). Später wurde sie als Spiral Dynamics von Don Beck & Chris Cowan popularisiert. In manchen Lesarten wird Spiral Dynamics auch mit Integral Theory (AQAL) in Beziehung gesetzt. Für die Anwendung im Unternehmen verzichte ich auf Farbjargon und arbeite mit meinen 7 Spielsystemen – klar, anschlussfähig und ohne Typisierungen von Menschen.
Die 7 Spielsysteme – am Beispiel der Innovationskultur
Warum über Innovationskultur sprechen?
Innovationskultur entscheidet im Alltag, ob gute Ideen den Weg aufs Spielfeld finden. Sie bestimmt, wie Entscheidungen entstehen, wie mit Fehlern umgegangen wird und wie schnell gelernt wird. Gerade Einsteiger fragen oft: „Welche Kultur ist die beste?“ Meine Antwort: Keine. Kultur ist nicht besser oder schlechter, sondern passender oder unpassender für das, was gerade zu lösen ist. Eine Organisation in einem hochregulierten Umfeld braucht andere Spielzüge als ein Startup in der Entdeckerphase. Wer die eigenen Kulturmuster erkennt und benennt, trifft bewusstere Entscheidungen – und spart Energie, die sonst im Missverständnis steckenbleibt.

Teamsport als Analogie für Transformation. 7 Spielsysteme, 4 T’s und eine klare Spielidee – verständlich, anschaulich, wirksam. Stand: 12. November 2025
Die Spielsysteme aus der Perspektive der Innovationskultur
Tradition (Purpur) – Innovation durch Leitfiguren & Rituale
Wenn Identität, Zugehörigkeit und klare Orientierung gefragt sind, entfaltet Tradition ihre Stärke. Innovation entsteht oft um eine Leitfigur und gemeinsame Rituale, die Energie bündeln und Geschichten tragen. Das ist besonders wirkungsvoll in frühen Unternehmensphasen, beim Markenrelaunch oder in Momenten, in denen ein starkes „Wir“ gebraucht wird. Die Kehrseite ist die Abhängigkeit: Versiegt der Ideentrichter der Leitfigur, bleibt das System stehen. Wer vorausschauend handelt, erweitert früh die Bühne – mit Mentoring, Nachfolgepfaden und klaren Entscheidungsleitplanken, damit die Idee größer bleibt als die Person.
Kampfgeist (Rot) – Innovation durch Tempo & Durchsetzung
Kampfgeist hilft, Blockaden zu lösen und Tempo zu machen. Wenn etwas schnell entschieden werden muss, sind mutige Alleingänge, Prototypen über Nacht und entschlossene Moves genau richtig. Das rettet Spiele, in denen Taktikmeetings nur noch Zeit kosten. Doch Dauerfeuer erschöpft und verhindert Lernen. Nachhaltig wird Rot, wenn die Mannschaft nach jedem Sprint kurz innehält, Entscheidungen nüchtern reflektiert und die Lerneffekte dokumentiert. Mut bleibt, Eitelkeit geht – so wird aus dem Strohfeuer ein kontrollierter Angriff.
Regelwerk (Blau) – Innovation durch Standards & Sicherheit
Regelwerk glänzt dort, wo Qualität, Sicherheit und Verlässlichkeit zählen: in regulierten Branchen, im Betrieb kritischer Systeme oder beim Skalieren. Gute Standards ermöglichen reproduzierbare Verbesserungen – man weiß, warum etwas wirkt. Der Preis dafür sind oft lange Schleifen und Formularwüsten. Abhilfe schafft ein duales System: Die stabilen Gate-Prozesse bleiben, aber für Exploration gibt es eine Fast-Lane mit klaren Kriterien. So entsteht Raum für Sprünge, ohne die Basis zu gefährden.
Wettbewerb (Orange) – Innovation durch Ziele, Experimente & Kennzahlen
Wettbewerb ist der Modus, der Ergebnisse sichtbar macht. Hypothesen werden getestet, A/B-Tests liefern Evidenz, Teams übernehmen Ownership für ambitionierte Ziele. Das ist ideal, um Produkte zu skalieren und Märkte zu erobern. Gefährlich wird es, wenn Kennzahlen den Nordstern verlieren und jede Einheit ihre eigene Optimierung betreibt. Dann wird aus Lernkultur KPI-Theater. Die Lösung ist ein gemeinsamer North-Star, an den alle Experimente angedockt sind – begleitet von transparenten Abbruchkriterien. So bleibt Orange ehrgeizig und fair.
Zusammenhalt (Grün) – Innovation durch Co-Creation & Akzeptanz
Zusammenhalt setzt auf Beteiligung, Vertrauen und Co-Creation. Viele Perspektiven führen zu Ideen, die getragen werden und deshalb halten. Das ist stark in der Kunden- und Servicearbeit oder überall dort, wo unterschiedliche Stakeholder zusammenfinden müssen. Doch zu viel Konsens kann gute, aber unbequeme Ideen verwässern. Entscheidend ist ein klarer Entscheidungsmodus: Statt endloser Einstimmigkeit hilft Consent („gut genug und sicher zu probieren“), flankiert von Timeboxes. Wertschätzung bleibt, Entscheidung kommt – und das Spiel geht weiter.
Spielkunst (Gelb) – Innovation durch Kontextintelligenz & Autonomie
Spielkunst steht für situatives Entscheiden, Mustererkennung und die elegante Kombination vorhandener Bausteine. Hier treffen Spezialistentum und Blick fürs Ganze aufeinander. Das funktioniert, wenn wenige, verständliche Prinzipien Orientierung geben und Entscheidungswege transparent sind. Fehlt diese Klammer, driftet das System: Jeder spielt brillant, aber nicht miteinander. Spielkunst wird wirksam, wenn die Mannschaft ihr Wissen teilt, Entscheidungskriterien offenlegt und bewusst zwischen Optionen abwägt. Dann entsteht aus Einzelkönnen eine starke Teamleistung.
Weitblick (Türkis) – Innovation durch Systemwirkung & Verantwortung
Weitblick integriert viele Perspektiven, denkt Nebenfolgen mit und zielt auf langfristige Wirkung – für Unternehmen, Kunden, Partner und Gesellschaft. Das klingt abstrakt, wird aber greifbar, wenn Impact-Ziele klar sind und in kurzen Umsetzungszyklen verfolgt werden. Statt „Wir meinen es gut“ zählt dann „Wir haben es bewirkt“. Weitblick braucht Räume, in denen Spannungen produktiv moderiert werden und Kooperation über Unternehmensgrenzen hinweg möglich ist. So wird Ganzheit nicht zur Sonntagsrede, sondern zur Spielanlage.
Merksatz: Kein Spielsystem ist „höher“ oder „edler“. Es muss passen - als Maßstab zur Aufgabe, zum Umfeld, zur Phase.
Die 4 T’s – der integrale Rahmen für die Umsetzung
Die 4 T’s (Tugenden, Teamgeist, Taktik und Talente) übersetzen die Erkenntnisse aus den Spielsystemen in Handlung. Tugenden benennen die Werte und Prinzipien, auf die man sich verlassen kann, gerade wenn es schwierig wird. Teamgeist beschreibt, wie Zusammenarbeit konkret gelebt wird – vom Umgang mit Fehlern bis zur Art, wie Konflikte genutzt werden. Taktik legt Prozesse, Entscheidungslogiken und Zielsysteme fest, die das Spiel strukturieren. Talente stehen für Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die in Komplexität tragen: von Hypothesenarbeit und Priorisierung bis zu Moderation und Systemdenken.
Wenn diese vier Felder zusammenspielen, entsteht eine Spielphilosophie, die nicht kopiert ist, sondern passt.
Der methodische Dreischritt
Am Anfang steht eine Kulturanalyse, die die 7 Spielsysteme nutzt, um das aktuelle Bild gemeinsam zu zeichnen. Führung, Teams und Schnittstellen beschreiben, was sie erleben; das ergibt ein Selbst- und Fremdbild in einer Sprache, die jeder versteht. Darauf folgt die Entwicklung der Spielphilosophie: Wir definieren ein klares Zielbild und übersetzen es in 4-T-Spielzüge – wenige Werte, die nicht verhandelbar sind; Rituale, die Vertrauen stärken; Entscheidungswege, die Klarheit schaffen; Fähigkeiten, die gezielt trainiert werden. Im dritten Schritt begleiten wir die Transformation: Ziele, Lernschleifen und Wirkung werden sichtbar gehalten, Experimente sind klein und klar umrissen, und in regelmäßigen Abständen wird nachjustiert. Kultur bleibt so beweglich, statt nach drei Monaten wieder zu verkrusten
Sichtbar machen – entwickeln – begleiten
1) Kultur sichtbar machen
7-Spielsysteme-Schnellcheck, Selbst-/Fremdbild, Hypothesen zum Kulturmuster.
2) Spielphilosophie entwickeln
Zielbild, 4-T-Matchplan (Werte, Rituale, Spielzüge, Skills), gezielte Nutzung der Spielsysteme.
3) Transformation begleiten
Transparenz über Ziele & Lernen, kleine Experimente, Rollen stärken, regelmäßige Nachsteuerung. Man kann es auch Trainingsprogramm nennen, um in der Sport-Analogie zu bleiben.
Drei typische Stolpersteine – und wie Sie sie elegant umspielen
Der erste Stolperstein ist der blinde Fleck. Wer lange im Wettbewerb unterwegs ist, hält Leistungslogik schnell für die beste aller Welten und setzt sich innerlich schon bei Spielkunst hin. Hier helfen Demut vor Komplexität, Peer-Feedback ohne Etiketten und ein monatlicher Kultur-Readout, der Selbst- und Fremdbild nebeneinanderlegt. So wird die eigene Brille sichtbar, ohne dass jemand sein Gesicht verliert.
Der zweite Stolperstein sind Schubladen. Stufenmodelle verführen dazu, Menschen zu etikettieren: „Du bist orange, du bist grün.“ Das blockiert Teamchemie. Besser ist es, über Beobachtung und Wirkung zu sprechen und die Entscheidungsebene transparent zu machen: Wer entscheidet wann und wie? So bleibt Wertschätzung erhalten, und gleichzeitig kommt das Spiel voran.
Der dritte Stolperstein sind Abkürzungen. Viele möchten direkt „integral“ sein und Stufen überspringen. Doch ohne Struktur wirkt Finesse nicht. Wer mit Unordnung kämpft, braucht zuerst Regelwerk – wenige Standards, ein verlässlicher Inkrement-Flow und Retros als Fixpunkt. Erst dann tragen Spielkunst und Weitblick. Das ist nicht romantisch, aber ehrlich – und langfristig schneller.
Innovationskultur in Aktion - ein kurzes Praxisbild
Ein Produktteam steckt tief im Regelwerk: Qualität stimmt, aber Entscheidungen dauern, der Markt zieht vorbei. Gleichzeitig wächst der Druck aus Wettbewerb, und die Unsicherheit verlangt nach Spielkunst. Die Mannschaft führt einen 72-Stunden-Go für kleine Experimente ein, vereinbart „Fehler = Lernmaterial“ als Tugend, etabliert ein wöchentliches Play Rewind ohne Schuldzuweisungen und trainiert Hypothesenbildung plus Messlogik. Nach wenigen Wochen halbiert sich die Time-to-Learn, das Team gewinnt Vertrauen – und spielt spürbar gelber.
Häufige Fragen – kurz und hilfreich
Gibt es höhere und niedrigere Stufen bei Spiral Dynamics?
Nein. Jedes Spielsystem hat Stärken und Schatten. Entscheidend ist die Passung zur Aufgabe.
Diagnostiziert Spiral Dynamics Menschen?
Nein. Wir sprechen über Verhalten im Spiel, nicht über Identität. Spielsysteme sind Kontextbrillen.
Wie passt Spiral Dynamics zu Innovation?
Jedes Spielsystem erzeugt einen funktionalen Innovationsmodus: Standards und Sicherheit, Experimente und Kennzahlen, Co-Creation, situative Spielkunst oder systemischer Weitblick.
Wie starten wir konkret?
Mit einem Spielfeld der Kultur - in einfacher Sprache, gefolgt von zwei Spielzügen, die morgen umsetzbar sind. Klein anfangen, Wirkung messen, nachstellen.
Quellen & weiterführend
- Clare W. Graves – emergent cyclical theory; Originalbegriff s. obenstehendes Zitat.
- Spiral Dynamics – Popularisierung durch Don Beck & Chris Cowan; Varianten und Debatten zur Anwendung.
- Integral Theory (AQAL) – gelegentlich in Beziehung gesetzt; hier als Kontext erwähnt; ursprünglich von Ken Wilber
Hinweis: Die 7 Spielsysteme (Tradition, Kampfgeist, Regelwerk, Wettbewerb, Zusammenhalt, Spielkunst, Weitblick) sind meine eigene, praxistaugliche Übersetzung der Spiral Dynamics-Denkmuster in Sportsprache – und damit mein Differenzierungsmerkmal.
Warum das Verständnis der Spielsysteme entscheidend ist
Viele Unternehmen starten ihre agile Transformation voller Energie – und stehen nach einiger Zeit vor der Frage: Warum kommt der erhoffte Erfolg nicht? Die Antwort liegt selten in fehlenden Methoden. Viel häufiger scheitern Vorhaben daran, dass Kultur, Werte und Zusammenarbeit nicht mitgewachsen sind. Jede Organisation hat ein dominantes Spielsystem – oft unbewusst. Wer dieses erkennt, kann Widerstände gezielt angehen, Stärken bewusst nutzen, Veränderungsschritte an die Kultur anpassen sowie Konflikte reduzieren und Vertrauen stärken.
Genau hier setzt die eigene Spielphilosophie an: Sie macht aus Erkenntnissen Spielzüge – und aus Spielzügen Wirkung.

Was das mit meiner Spielphilosophie zu tun hat
Diese Spielphilosophie verbindet meine 4 T’s mit den 7 Spielsystemen: Wir klären die Haltung (Tugenden), schaffen Orientierung statt Übersteuerung (Taktik), bauen echtes Vertrauen auf (Teamgeist) und fördern die individuelle Entwicklung jedes Einzelnen (Talente). Dann wählen wir jenes Spielsystem (von Tradition bis Weitblick), das zur aktuellen Aufgabe und zum Umfeld passt – nicht „höher“ oder „besser“, sondern passender.
So entsteht Führung, die spielt statt nur zu planen: Wir machen Kultur sichtbar, legen klare Prinzipien und Entscheidungswege fest, definieren wenige, wirksame Spielzüge – und lernen in kurzen Zyklen. Spiral Dynamics liefert die Entwicklungslogik; die 7 Spielsysteme übersetzen sie in Sportsprache, damit Teams ohne Jargon ins Handeln kommen.
Meine Überzeugung: In komplexen Zeiten ist es nicht der perfekte Matchplan, der den Unterschied macht – sondern das Zusammenspiel aus Tugenden, Taktik, Teamgeist und Talenten. Wer Wirkung entfalten will, braucht mehr als Tools: Es braucht eine Spielphilosophie, die nicht nur plant, sondern auch spielt.


